Am 2.12. vor der Reise geschrieben: Morgen fahre ich für ein paar Tage weg. Einfach so. Und das auch noch im Winter. Es geht nach Leipzig, und von dort aus sollen ein paar kleinere Ausflüge, zum Beispiel nach Halle und Dresden, unternommen werden. Die generelle Idee ist, ein bisschen Sightseeing zu machen, die vorweihnachtliche Stimmung zu genießen und den ein oder anderen Glühwein zu trinken (man muss sich ja warm halten!). Und selbstverständlich auch ein paar (hundert) Fotos zu machen.
Und damit sind wir schon beim Thema: Als spezielle Challenge habe ich mir vorgenommen, diesen Trip nicht mit dem 24-70-Immerdrauf zu fotografieren, sondern mit dem neulich erworbenen 40mm-Objektiv. So ganz wohl ist mir bei dem Gedanken ehrlicherweise nicht, da eine einzige feste Brennweite durchaus einen herben Verzicht bedeutet. Insb. sehe ich das Risiko, dass mir die 40mm in den Städten zu wenig weitwinklig sind und ich dadurch beispielsweise keine Gebäude von außen (oder innen) „vernünftig“ ablichten kann…
Allerdings – so sagen die 🤔 klugen Menschen, die auf YouTube oder anderen Kanälen über Fotografie sprechen – ist der Verzicht so etwas wie die Mutter (oder eher der Vater?) der Kreativität. Manche behaupten sogar, dass sie bessere Fotografen geworden sind, seit sie ausschließlich mit einer einzigen festen Brennweite arbeiten. Und häufig heißt es zudem, dass eine solche Festbrennweite auch deswegen großartig ist, weil ein konsistenter Look entsteht.
Wir werden sehen. Ich bin jedenfalls sehr, sehr gespannt, wie dieses Experiment ausgeht und wohin es mich womöglich führt…
Am 7.12. nach der Reise geschrieben: So. Schön war es – trotz oder vielleicht gerade wegen der Weihnachtsmärkte. Ehrlicherweise hatte ich nicht damit gerechnet, dass Leipzig ein derartiges Weihnachtsmekka ist. Auf jedem halbwegs großen Platz bzw. jeder etwas breiteren Straße stehen Buden, XXL-Weihnachtspyramiden und auch das ein oder andere Riesenrad. Das schränkt leider die Sicht auf das „normale“ Leipzig ein. Drei Glühwein lang habe ich mich darüber geärgert – das hätte man schließlich erwarten können. Dann habe ich beschlossen mich einfach über das Weihnachtsgedüdel zu freuen. Und zugegeben: Der (oder die) Leipziger Weihnachtsmärkte sind wirklich schön und mit viel Liebe gestaltet.
Das 40-mm-Experiment ist weit reibungsloser verlaufen, als ich mir das vorgestellt hätte. Mitunter habe ich die Möglichkeit vermisst, mit dem Zoom den Bildwinkel dynamisch ändern zu können; meist aber habe ich mich eher über die 500 g weniger in der Hand gefreut. Das Hirn kalibriert sich auch erstaunlich schnell auf die 40 mm, sodass es kaum noch Raterei gibt, wo man stehen muss, damit etwas wie erwartet im Bild landet. Wirklich verblüffend finde ich, dass die Aufnahmen tatsächlich „wie aus einem Guss“ wirken. Klar, man verliert den Wow-Effekt von Weitwinkel und die Kompression eines Tele, aber vielleicht braucht es das gar nicht. Der sehr natürlich wirkende Look der Bilder hat nämlich auch etwas…
Wer genau hin sieht merkt, dass sich ein paar Weitwinkelaufnahmen unter die anderen gemischt haben. Japp; sicherheitshalber habe ich nämlich noch ein 14 mm mitgenommen – genutzt habe ich es ganze drei Mal für Innenräume von Kirchen und dem Völkerschlachtdenkmal.
So, genug gesabbelt. Bilder. Fangen wir mit Leipzig an. Leipzig fand ich schon vor ein paar Jahren sehr cool, als ich dort kurz geschäftlich war. Nach dem zweiten Trip würde ich sagen, dass Leipzig eine sehr, sehr tolle Stadt ist. Ich glaube, es gibt wenige Städte in denen man schon im Bahnhof denkt: „Das ist ja richtig schön hier.“ Die Stadt selbst empfand ich als sehr schön, aufgeräumt und sehr sauber. Weniger spektakulär vielleicht als Dresden aber irgendwie harmonischer im Gesamtbild. Ein paar der Sehenswürdigkeiten will ich noch genauer erwähnen:
Der Besuch im Paulinum, der von der DDR-Regierung gesprengten und nach der Wende paraphrasiert neu aufgebauten Universitätskirche der Uni Leipzig, war ein bisschen suboptimal. Man kommt leider nur in den Altarraum ganz vorne in der Kirche; der größte Teil des Kirchenschiffs ist durch eine verschiebbare Glaswand abgetrennt. Schade, dass das so ist. Viele Besucher standen mit langen Gesichtern vor der Glaswand.
Ein weiteres „Must-do“ in Leipzig ist wohl das etwas außerhalb liegende, aber mit der S-Bahn leicht erreichbare Völkerschlachtdenkmal. Der Eintritt erscheint mit 12 EUR ziemlich teuer für das, was man zu sehen bekommt. Zweifelsohne ein sehr besonderer Bau, der von außen wie eine Mischung aus Glocke und Maya-Pyramide wirkt und von innen an etwas erinnert, das aus Mittelerde stammen könnte. Dennoch wäre etwas mehr Info-Material/Schautafeln/Orientierung nett für den Besucher. Ich war froh, einmal dort gewesen zu sein, aber ein zweites Mal hineingehen werde ich nicht.
Was man hingegen unbedingt ansehen sollte, ist das Grassi-Museum. Es gibt eines für angewandte Kunst und eines für Völkerkunde. Da ich in meiner Jugend mit Letzteren genügend oft malträtiert wurde, ging es ins Kunstmuseum. Sehr schön! Und die ständige Ausstellung ist sogar kostenlos. Das kompensiert die düstere Mittelerde-Pyramide sowohl visuell als auch finanziell.






































Dresden hat es zwischenzeitlich endlich geschafft, den Innenhof des Zwingers fertig zu sanieren; somit wich die Dauerbaustelle endlich einem frisch renovierten Innenhof. Juhu! Außerdem kann ich das Riesenrad am Augustusplatz, „hinter“ der Augustusbrücke und „vor“ dem Augustusmarkt, wärmstens empfehlen. Die Aussicht auf die Stadt ist die paar Euro wirklich wert. Auch der Augustusmarkt ist sehr schön… Und ansonsten ist und bleibt Dresden halt eine der schönsten Städte überhaupt, siehe auch hier und dort.




























Halle empfand ich als ein wenig … seltsam. Als wir ankamen, wirkte die Stadt, obwohl es Samstagvormittag war, erstaunlich verlassen. Den Fußweg vom Bahnhof in die Innenstadt möchte man auch eher zügig hinter sich bringen. Die Innenstadt selbst ist jedoch wirklich sehr schön, und insbesondere die Kirche am Markt ist ein absolutes Juwel.








„Bahn-Bonus“ vom Museumsgleis im Leipziger Hbf: Ich habe den Bahnhof ja schon einmal lobend erwähnt, und ich muss das ein zweites Mal tun: Es gibt ein Museumsgleis (Nr. 24, ganz rechts), auf dem sich einiges an Altmetall befindet. Jeder Bahnhof sollte so ein Museumsgleis haben!







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