Nach den Fotofaul- und -dummheiten der letzten Woche möchte ich ein paar meiner „Best Practices“ aufschreiben, die ich mir in den letzten Jahren angewöhnt habe. Heute soll es mit dem GPS-Tagging losgehen, das ich seit 2012 eisern durchziehe. Das ist etwas Aufwand, lohnt sich aber, wie ich finde.
Wie loggen? 2012 brauchte es noch ein eigenes kleines Gerät, das die Koordinaten aufzeichnete: ein GPS Logger. Zwischenzeitlich gibt es ettliche kostenlose Apps fürs Smartphone, die das weitaus bequemer erledigen können. Ich nutze z.B. GPX Tagger auf iOS. In beiden Fällen erhält man eine sogenannte GPX-Datei, die alle 5–10 Sekunden aufgezeichnete GPS-Koordinaten samt Zeitstempel und ggf. weiteren Informationen wie Geschwindigkeit und Höhe enthält. Über die Zeitstempel in der GPX-Datei und in den Fotos lässt sich beides leicht zusammenführen.
Wie taggen? Lightroom selbst bietet inzwischen ein Kartenmodul an, das dieses Matching erledigen kann. Leider beschränkt sich Lightroom darauf, die Koordinaten „ins Bild“ zu brennen. Andere Tools können mithilfe von Reverse-Geocoding-APIs zusätzliche Informationen wie Land, Region, Ortschaft, Straße usw. bestimmen. Früher habe ich daher zunächst die Bilder mit einer solchen App getaggt, bevor ich sie in Lightroom importiert habe; mittlerweile begnüge ich mich mit den Koordinaten, da ich festgestellt habe, dass mir das eigentlich ausreicht.
Ich habe oben geschrieben, dass die Daten „ins Bild“ gebrannt werden – das ist nicht immer korrekt. Je nach Programm und Dateiformat können die GPS-Tags auch in einer Sidecar-Datei landen. Lightroom macht das beispielsweise bei Sony-RAW-Dateien. Bei DNG-Dateien ist das, soweit ich weiß, nicht der Fall. Aus diesem Grund lösche ich die GPX-Datei nach der Verwendung nicht, sondern speichere sie zusammen mit den RAW-Dateien ab. Falls ich irgendwann Lightroom nicht mehr nutzen möchte und die neue Software nicht mit Sidecar-Dateien umgehen kann, habe ich noch die GPX-Datei und kann neu taggen.
Alternative: Companion Apps: Moderne Kameras können via Verbindung zum Smart Phone und Companion App auch den Standort bestimmen und selbst ins Foto schreiben. Ich mache das aus verschiedenen Gründen nicht: Man muss höllisch aufpassen, dass man nicht im Lauf des Tages versehentlich die App schließt und es kann sein, dass ich mit einer zusätzlichen älteren Kamera unterwegs bin, die nicht mit der Companion App reden kann. Zudem lasse ich den Logger ohnehin beim Wandern aus Sicherheitsgründen oder bei Städtetrips der Übersichtlichkeit halber mitlaufen… Daher glaube ich, dass der Ansatz „loggen, fotografieren, dann taggen“ zuverlässiger ist als die Companion App.
Aber warum der Aufwand? Weil der Mensch (ich) vergesslich ist und nach 10 Jahren nicht mehr weiß, wo ein Foto – das z. B. eine längere Reise dokumentieren soll – aufgenommen wurde. Damit verliert das Foto seinen dokumentarischen Wert. Als weitaus aufwändigere Alternative zur Geotaggerei könnte man natürlich damit beginnen, Schlagworte, die den Aufnahmeort beschreiben, den Fotos zu vergeben. Doch das ist – wenn man es richtig machen will – zu aufwändig und – wenn man schludert – zu fehlerbehaftet und dann unbrauchbar.
Die im Bild enthaltene Koordinate und die Resterinnerung im Hirn reichen aus, um mit Google Maps, Wikipedia etc. ziemlich garantiert herauszufinden, welche Kirche, Klippe oder welches Kaff im letzten Winkel Umbriens man vor Jahren abgelichtet hat. Mit etwas Programmierarbeit lassen sich sogar aus Wikipedia Artikel zu in der Nähe eines Bildes beschriebenen Sehenswürdigkeiten ziehen. Die Tags sind somit bereits einzeln nützlich und werden durch vorhandene Datenbanken noch mächtiger.

Ein zweiter großer Vorteil der Tags zeigt sich bei der Reiseplanung. Ich war inzwischen etliche Male in Berlin, Paris, Venedig etc. – und ich habe noch etliche weitere Besuche vor. Ich möchte aber nicht immer dieselben Ecken einer Stadt erkunden. Hier helfen die GPS-Tags und diverse Kartenanwendungen ganz vortrefflich! Beim Trip nach Venedig im Januar habe ich zuvor auf diese Weise einige Ecken identifiziert, an denen ich noch nie war (oder noch nie ein Foto gemacht habe, was aber ein eher vernachlässigbarer Unterschied ist). Außerdem kann man so leicht Fotos finden, die am selben Ort aufgenommen wurden, und so die Entwicklung des Ortes über die Jahre hinweg nachvollziehen.
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