Holger's Fotos

Fotos, Reisen, Nerdkrams

Fotofaul- und -dummheiten

Ich fotografiere nun schon eine ganze Weile und habe dabei manches ziemlich gut und manches ziemlich falsch gemacht. Heute mache ich mir mal den Spaß und schreibe meine Top-3-Fotofaul- und -dummheiten auf, über die ich mich tatsächlich zwischenzeitlich richtig ärgere.

Platz 3: Die Fischaugen-Verfehlung

Vor einigen Jahren waren mir Objektive nie weit genug. Nach einem 12‑mm‑Objektiv (an APS‑C) folgte schnell ein 8‑mm‑Fisheye. 12 mm sind schon heftig, und man muss beim Framing des Fotos darauf achten, dass das Bild nicht zu verzerrt aussieht. Beim Fischauge ist die Verzerrung jedoch so extrem, dass alle Linien, die nicht horizontal oder vertikal durch die Bildmitte verlaufen, auch noch gekrümmt werden – siehe unten. Anfangs fand ich das noch recht witzig, und das weite Sichtfeld machte für mich den seltsamen Fischaugeneffekt wett. Zwischenzeitlich kann ich den Großteil dieser Bilder, wenn ich ehrlich bin, aber nicht mehr sehen, da eher der Effekt im Vordergrund steht als das Bild selbst.

Platz 2: Das ganze gute Zeug zu Hause lassen

Es gab eine Zeit, in der ich mit zwei Kameras an mir befestigt durch Städte oder Berge hoch gelatscht bin. Dadurch habe ich mir den Urlaub nicht unbedingt versüßt. Als dumme Gegenreaktion folgten umgekehrt Urlaube, auf die ich nur eine 150-Euro-Kompaktkamera mit winzigem Sensor oder das Handy mit vermutlich noch winzigerem Sensor mitgenommen habe. Die Faulheit ärgert mich im Nachhinein wahnsinnig, da diese Bilder im Vergleich zu den aus den im Schrank zurück gelassenen Kameras einfach 💩 sind.

Platz 1: „JPEG only“ aus der hochwertigen Kamera

Der nächste Punkt ist ähnlich blöde wie der davor: Ich hatte einmal eine Phase, in der ich Lightroom gänzlich abgeschworen habe. Warum auch immer, vermutlich Bequemlichkeit. So kam es, dass ich mit einer hochwertigen Kamera durch die Lande tingelte, die durchaus RAW bzw. RAW + JPEG hätte liefern können, aber sie war auf „JPEG only“ eingestellt. Absichtlich. Heute ärgere ich mich ziemlich darüber, da aus diesen Bildern vermutlich mehr herauszuholen gewesen wäre als aus den komprimierten JPEGs.

Und nun?

Zwischenzeitlich glaube ich, dass man am besten fährt, wenn man a) nur eine Kamera und ein (oder zwei) Objektiv(e) dabei hat und b) die Bilder so neutral wie möglich aufnimmt. Damit meine ich: Keine Optiken verwenden, die extreme Charakteristiken aufweisen, wie z. B. Fischaugen, und so das Bild für immer prägen. Ebenso würde ich keine Effekt-Filter einsetzen. Aktuell sind z.B. Pro-Mist-Filter und solche, die Lens Flares anamorpher Linsen imitieren, hip – zumindest wenn man YouTube glauben schenken will. Vermutlich will das in ein paar Jahren wieder keiner sehen. Und zuletzt sollte man sich immer RAW-Bilder – auch wenn die Kamera irgendwelche dollen Filmsimulationen kann – zumindest als Kopie abspeichern lassen. Heute gefällt der simulierte Look im JPEG vielleicht gut, morgen schon nicht mehr. Bzw. hat man heute keine Lust auf Bildbearbeitung, morgen würde man die Bilder aber gern tunen.

Daher ist mein Ansatz: RAW verlustfrei komprimiert in bester Qualitätsstufe aufnehmen, sortieren, und ein „quick and dirty processing“ in Lightroom für 95% der Bilder machen. Für die Bilder, die ich anderen zeigen will, folgt natürlich noch ein Feinschliff.

Noch ein Nachsatz:

Ein großer Vorteil des RAW ist natürlich auch der, dass sich Software weiter entwickelt. Wir haben heute Tools in Lightroom und Co. von denen wir vor 10, 15, 20 Jahren nur träumen konnten. D.h. die heute aus einem RAW ins JPEG konvertierten Bilder sehen vermutlich besser aus als die von damals. Den Punkt habe ich ja erst neulich schon in einem kleinen Experiment gemacht, hier aber vergessen zu erwähnen.


Beitrag veröffentlicht am

Tags:

Kommentare

11 Antworten zu „Fotofaul- und -dummheiten“

  1. Avatar von Erik Schlicksbier

    Ich hab ja auch ein Herz für JPEG, aber da Speicherplatz vergleichsweise spottbillig ist, kann ich nie verstehen, warum man nicht *immer* RAW+JPEG gleichzeitig aufnimmt. Nicht nur wg. eventueller besserer Nachbearbeitung oder weil man Fehler besser ausbügeln kann — nein, allein schon weil sich Geschmack ändert und man statt des s/w Bildes irgendwann dann vielleicht doch eine Farbversion gerne hätte oder sich der eigene Farblook geändert hat …

    1. Avatar von Holger
      Holger

      👍

      Absolut! Der Prozess des „Bild machens“ endet eigentlich nie so wirklich. Man kann das Bild immer wieder neu erfinden. Und das ist ja auch das schöne dran.

  2. Avatar von Aurelia

    Gut geschrieben 👍
    ich kann auch nicht nachvollziehen, warum man RAW nicht mit aufnimmt, wenn man es doch hat. Bei mir ist es immer JPEG+RAW und was an Bild nicht brauchbar ist, dann wird eben beides gelöscht und fertig. Ich hab die RAWs immer neben dem dazugehörigen JPEG in den Ordnern und Speicher ist ja nu heut echt kein Thema mehr.
    Die Effektlinsen, da sollte man echt nicht übertreiben und es was Besonderes bleiben lassen. Aber das ist der Masse an Knipsern wohl noch nicht so klar 😀 sonst kann ich mir die Flut an immer gleich aussehenden Fotos nicht erklären.

    1. Avatar von Holger
      Holger

      Stimmt. Aber es ist halt einfach und sieht auch oft – für dem Moment – ja schön aus…

  3. Avatar von Tommi

    Das mir den neuen Möglichkeiten von LR und alten Bildern probiere ich auch gerade aus. Ich fummel gerade an RAWs bzw. NEFs aus 2013 rum, damals war ich noch mit Nikon unterwegs. Und ich sag mal, jo, da hat sich einiges getan.

    1. Avatar von Holger
      Holger

      Für mich war das ein ziemlicher Aha-Moment neulich mit wie wenig Aufwand man die alten Bilder verbessern kann…

  4. Avatar von Stefan

    Die fehlende Motivation für die Nacharbeit teile ich sehr, ich liebe es, wenn die JPGs direkt dem entsprechen, was ich mir vorgestellt habe. Allerdings bin ich nicht so „radikal“ und speicher die RAWs ebenfalls noch mit, um sie in meinem Idealfall nur auf die Festplatte zu kopieren.
    Manchmal hilft es aber nicht und sie werden doch nochmal bearbeitet.

    Den Rest habe ich ebenfalls durchlebt 🙈

  5. Avatar von Matthias
    Matthias

    Moin Holger,
    Danke für deinen Beitrag! Man fühlt sich danach nicht mehr ganz allein und denkt, dass man der einzige Depp war oder ist. Beim ersten Punkt bin ich ganz bei dir, und die Verzerrungen oder andere „Effekte“ mag ich auch nicht mehr. Die beiden anderen Punkte habe ich so nicht erlebt … dafür gibt es sicherlich andere fotografische Dummheiten von mir. Aber es ist ja auch eine Entwicklung, die man durchläuft. Leider manchmal eine teure.

    1. Avatar von Holger
      Holger

      Ja, … die Wechselei von Systemen und von einem Objektiv aufs nächste läuft auch ins Geld… Das stimmt 😀

  6. Avatar von Franz
    Franz

    Ja, das kenn ich teilweise auch und vieles hab ich mittlerweile auch schon durch, wie zB die HDR-Phase. Ich fotografiere ja auch schon gut 40 Jahre.
    Ich muss aber auch sagen, die alten RAWs mit moderner Software zu bearbeiten, ist doch nochmal was anderes. Selbst aus meiner alten Canon.
    Inzwischen nutze ich zwar meist die JPGs aus meiner Fuji, aber bei zwei Karten und genug Speicher läuft eh immer beides mit. Alles kann man aber dann doch nicht mit einem JPG rausholen, da bleibt nur die Möglichkeit der raw-Entwicklung.

    1. Avatar von Holger
      Holger

      Speicher ist in der Tat nicht (mehr) das Problem… Zum Glück…!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert