Budapest hat mich ziemlich überrascht, da sich in meiner Vorstellung ein etwas falsches Bild aus verschiedenen Reisereportagen und Berichten von Bekannten zusammengesetzt hat. Irgendwie habe ich so etwas wie Prag erwartet und eher eine chaotischere und lautere Version von Paris vorgefunden. Grundsätzlich ist die Vorstellung „Prag“ aber nicht komplett falsch, da jede der beiden Städte eine Oberstadt (in Budapest „Buda“ genannt) samt Burgpalast und Kirche hat, die durch einen von altehrwürdigen Brücken überspannten Fluss von der Unterstadt („Pest“) getrennt ist. Abgesehen von dieser topographischen Ähnlichkeit, fühlt sich Budapest aber grundlegend anders an als Prag.
Während ich Prag – zumindest die Altstadt links und rechts der Moldau – immer relaxed und ruhig erlebt habe, ist Budapest an vielen Stellen sehr laut und stickig. Das liegt v.a. daran, dass sich viel Verkehr hupend und qualmend entlang der Donau, über deren Brücken und durch das Zentrum schiebt. Die rußenden Motoren der am Donauufer festgemachten Schiffe belasten die Luft zusätzlich. Das Donauufer bzw. die Brücken sind daher einerseits der unangenehmste Bereich der Stadt, andererseits aber auch fast der schönste, weil sich hier tolle Blicke über und entlang der Donau auftun. Mein Tipp: unbedingt nachts hingehen, da weniger Verkehr, leiser, bessere Luft und sowohl Stadt als auch Brücken sind wunderbar beleuchtet.
Budapest, insb. der Pest-Teil, ist ähnlich wie Paris eine Stadt langer Boulevards, an denen große, oft penibel manikürte und beeindruckende Bauwerke stehen. Ich habe gestern zufällig irgendwo gelesen, dass Budapest auch als das „Paris des Ostens“ bezeichnet wird – daher ist meine Assoziation wohl gar nicht so falsch. Ganz korrekt ist „Paris des Ostens“ aber auch nicht, da „das echte“ Paris insgesamt durchgeplanter, konsistenter und noch pompöser wirkt. In den Seitenstraßen der Pester Boulevards geht es auch überraschend schnell weniger perfekt zu; dort können Hauser marode sein und ordentlich bröckeln. Leider muss man sich, von Fußgängerzonen in Einkaufsstraßen abgesehen, die Boulevards aber in der Regel mit Autos teilen. Wenn mich meine Erinnerung von der letzten Reise nach Paris nicht trügt, hat man dort Autos in vielen Bereichen besser im Griff als in Budapest.
Von der Abgas- und Lärm-Situation in manchen Teilen der Stadt abgesehen, ist Budapest aber eine ganz wunderbare und abwechslungsreiche Stadt. Das Burgviertel in Buda ist besonders reizvoll, da es größtenteils verkehrsberuhigt ist und sich deutlich von Pest unterscheidet. Leider haben wir Buda in einer Hochphase von Bau- bzw. Renovierungsarbeiten erleben müssen und sahen sehr viele Gerüste – scheinbar baut die Ungarische Regierung Budapest seit Jahren um und will Ministerien ins Burgviertel holen. Von der Buda’er Fischerbastei (bzw. auch von der Zitadelle auf dem Gellert-Berg, die ebenso aktuell Baustelle ist) hat man einen großartigen Ausblick auf Pest hinab. Die Donaubrücken sind wie schon geschrieben sowohl für die Ausblicke als auch die Brücken selbst einen Besuch wert. Die beiden Hauptkirchen von Buda und Pest sind äußerst beeindruckend und könnten – wie die beiden Stadtteile – verschiedener nicht sein. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, auch wenn der Eintrittspreis jeweils bei etwa 8 EUR liegt. Der Bereich um das Parlament, der Heldenplatz, der angrenzende Park, etc. sind ebenso sehenswert. Vielleicht mein persönliches Highlight: die riesige Markthalle mit ihrem überbordenden Angebot an Obst, Gemüse, Fleisch und Wurst. Auch ein gern gesehener Anblick: kleine Sehenswürdigkeiten, wie die zahlreichen Bronze-Skulpturen, die überall stehen. Unter anderem findet man die von „Inspector Columbo“. Auch sehr nett: die in der Stadt versteckten Figürchen von Mihaly Kolodko.
Was mich nicht wirklich vom Hocker gehauen hat, ist der als „jüdisches Viertel“ bezeichnete Stadtteil. Von den großen und prächtigen Synagogen abgesehen, empfand ich diesen Bereich wenig sehenswert, fast ein wenig schmuddelig. In dem Bezirk liegen auch die laut Reiseführer legendären Ruinenbars, welche wir uns aber schenkten. Etwas enttäuschend empfand ich auch das Schuh-Denkmal für die am Donauufer ermordeten Juden. Die Schuhe wurden auf dem schmalen, recht unattraktiven Streifen zwischen Straße und Donau aufgestellt, sind zwischenzeitlich nicht im besten Zustand und verwelkte Blumen und ausgebrannte Kerzen liegen dazwischen.
Bevor es endlich mit den Bildern los geht noch ein paar abschließende Bemerkungen: Zwischen München und Budapest verkehren Railjets der ÖBB, die ohne Umstieg (!) eine bequeme und flugzeuglose Anreise ermöglichen. Wer im Voraus bucht, kann sehr günstige Tickets (~75 EUR hin und zurück) erwischen. Der ÖPNV in Budapest funktioniert zudem erstklassig und ist sehr günstig. Auf Google Maps kann man sogar die Position einiger Verkehrsmittel sehen und weiß so in Echtzeit, wo z.B. die Tram, auf die man gerade wartet, aktuell herumfährt. Weniger erfreulich: die Preise für Getränke und Essen in Restaurants. Mein Eindruck ist, dass diese mit dem Preisniveau in München locker mithalten können.
Last not least einige Bilder. Wie immer können die Fotos geklickt/vergrößert und per Tastatur geblättert werden. Diesmal habe ich es auch tatsächlich geschafft nur eine Kamera und nur zwei Objektive mitzunehmen… Die meisten Bilder sind mit dem Sigma 24-70mm gemacht, die weitwinkligeren mit dem Samyang 14mm.
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