Im ersten Teil habe ich grundlegend beschrieben, wie man Dias mit einer Kamera, Objektiv, Makro-Tubes und Stativ digitalisieren kann. Das testweise als Lichtquelle benutzte Smartphone war aber keine sonderlich gute Wahl, daher habe ich einen Leuchttisch bestellt. Der ist zwischenzeitlich da, ich ich habe etwas Finetuning betrieben und die ersten 100 Dias sind digitalisiert – der Rest steht noch bei meinen Eltern.
Nachfolgend mein Trial-and-Error-Optimierungsprozess und gesammelte Erkenntnisse:
Ein erster und wichtiger Schritt ist die Kamera auf dem Stativ so auszurichten, dass deren Sensorebene so parallel als möglich zur Dia-Ebene ist. Stehen Dia und Kamera schief zu einander, wird es unweigerlich passieren, dass nur ein Teil des Dias scharf abfotografiert wird. Grund ist der bei Makroaufnahmen buchstäblich haarbreite Tiefenschärfebereich, der kaum Toleranzen zulässt. Ich habe gesehen, dass manche für das Ausrichten Wasserwagen an Stativ und Kamera nutzten. Ich habe das erst gar nicht ausprobiert; mir erscheint das zu grobmotorisch und „im Wasser“ heißt nicht notwendigerweise „parallel zur Dia-Ebene“, falls z.B. der (Leucht)tisch schief ist. Mein Ansatz war der: ich habe ein Stück kariertes Papier auf den Leuchttisch bzw. unter die am Stativ hängende Kamera gelegt. Mit dem Kugelkopf des Stativs richtet man die Kamera nun so aus, dass die Bildränder des Kameradisplays und die Karokästchen des Papiers absolut parallel sind. Klappt schnell und einfach!
Mein erster Scan mit der neuen Leuchtplatte war überraschend blass und verwaschen. Das lag jedoch nicht an der Leuchtplatte, sondern schlicht und einfach daran, dass ich das Testbild fix während der Mittagspause gemacht habe. Die Umgebung war zu dem Zeitpunkt relativ hell und somit wurde die Oberfläche des Dias von Streulicht erhellt. Dieses Licht führte dazu, dass Farben und Kontraste stark ausgewaschen wurden. Es ist also unbedingt darauf zu achten, dass es im Raum entweder dunkel ist oder dass man sich einen wirksamen Lichtschutz um Kamera und Dia herum bastelt.
Ursprünglich wollte ich keinen Leuchttisch, sondern einen „Dia-Halter mit Durchlicht“ kaufen, fand aber nichts meiner Vorstellung entsprechendes. Der Leuchttisch ist praktisch, falls man mal mehrere Dias betrachten will oder ganze Filmstreifen. Für das Scannen eines einzelnen Dias ist eine so große leuchtende Fläche aber eigentlich ungünstig, da zu viel Licht am Dia vorbei zur Kamera flutet und auch die Umgebung zu stark erhellt. Durch das Licht entstehen Reflexionen oder Ähnliches in den Linsenelementen bzw. Objektiv-Tubus, die wiederum Farben und Kontraste auswaschen. Man sollte also überflüssiges Licht vom Leuchtpult mit einen lichtdichten Karton, in dem man eine Dia-große Aussparung schneidet, abzuschirmen.
Gleichzeitig, so mein erster Gedanke, erhält man mit dem Loch im Karton auch eine Art Zentrierhilfe für das Dia, da der Karton ja am Panel festgeklebt werden kann und die Aussparung das Dia immer am selben Ort hält. Vom Prinzip funktioniert das. Es gibt jedoch zwei Probleme auf die man aufpassen muss. Zwischen Dia und Karton bleibt unweigerlich ein minimaler Spalt. Durch diesen dringt noch immer Licht an die Linse und das kann bei wirklich dunklen Dias ausreichen, um merkwürdige „Halos“ zu erzielen. Mir fiel das erst nicht auf, aber irgendwann fragte ich mich warum der Dia-Rahmen bläulich leuchtete. Das zweite Problem ist, dass man teils nicht bemerkt, dass das Dia nicht perfekt in der Aussparung direkt auf dem Glas liegt, sondern z.B. mit einer Ecke auf dem Karton. Da der Karton eine gewisse Dicke hat und ggf. auch nicht 100% plan auf dem Glas aufliegt, hat man wieder das Problem mit der Bildebene, das ich schon oben beschrieben habe. Das Provisorium ist also recht gut, aber nicht perfekt. Entweder muss ich vor dem Digitalisieren der restlichen Diakästen noch etwas elaborierter Basteln oder etwas ausführlicher webshoppen gehen.
Ein weiterer Punkt an dem man Optimieren kann ist das Auslösen der Kamera. Man will das Setup nämlich nicht wiederholt berühren, weil sonst alles wackelt und sich verschiebt und neigt. Ein Fernauslöser ist eine Option, die Kamera via USB an den Computer zu tethern ist besser! Leider kriegen es Adobe und Sony aber nicht gebacken, dass das direkt in Lightroom funktioniert. Statt dessen braucht man das Sony „Imagine Edge Desktop“ Tool mit der „Remote“ Erweiterung. Da über das USB-Kabel auch das Bild direkt in den Rechner fließt, kann dieses über den Sony „Viewer“ sofort auf dem großen Monitor kontrolliert werden. Falls mit der Aufnahme etwas nicht stimmt, kann man sofort eine neue anfertigen.
Wie eben angedeutet, hat die Kamera manchmal Probleme auf das Dia scharf zu stellen – insb. bei besonders dunklen oder solchen die selbst nicht recht scharf sind. Es kann daher eine gute Option sein mit manuellem Fokus zu arbeiten. Ich habe den Fokus manuell per Fokus-Lupe und einem hellen, kontrastreichen Dia vorgenommen. Wenn man nur die Dias austauscht und keine Änderungen an der Distanz Dia – Kamera vornimmt, sollte™ der Fokus für den Rest der Digitalisierungssession sitzen…
Wie immer beim Fotografieren hat man die grundlegende Wahl zwischen RAW und JPEG. Ich schieße seit > 20 Jahren RAW und das behalte ich beim Dias digitalisieren bei, damit ich die digitalisierten Dias „wie gewohnt“ in Lightroom bearbeiten kann. Nach einigen verarbeiteten Dias habe ich das Gefühl gewonnen, dass man schon recht gute Ergebnisse mit automatischen Einstellungen erzielen kann. Beim Import der Bilder in Lightroom lasse ich daher durch einen Preset eine automatische Belichtungskorrektur, automatischen Weißabgleich, dezente Schärfe und Linsenkorrekturen (für das Objektiv der digitalisierenden Kamera) anwenden. In manchen Fällen stimmt der Weißabgleich aber nicht. Hier hilft die „Pipettenfunktion“ im Weißabgleich-Modul wie gewohnt schnell weiter.
Ein großer Zeitfresser ist aber das Ausrichten (Drehen) und Beschneiden der Fotos auf den eigentlichen Bildbereich. Auch kommt es ab und an vor, dass eine wunderbare Fussel auf dem Dia liegt und weg gestempelt werden will. Das Gute ist aber, dass solche Tätigkeiten auf irgendwann verschoben werden können und nicht zusammen mit dem Digitalisieren erfolgen müssen.
Nach den ersten 100 Dias glaube ich, dass die restlichen so oder so ähnlich „ganz ordentlich“ digitalisiert werden können. Ich habe ehrlicherweise nicht explizit gestoppt, um den Durchsatz zu ermitteln, aber ich denke man benötigt ca. 30 Sekunden für das Digitalisieren eines einzelnen Dias. Also aus dem Kasten nehmen, hinlegen, knipsen, kontrollieren, zurück in den Kasten packen. Für 100 Dias benötigt man also eine knappe Stunde. Das ist bei einigen hundert Dias zwar eine ordentliche Geduldsprobe, aber man kann nebenbei Fernsehen, Musik hören, usw. und mit einem Scanner würde es noch weitaus länger dauern.
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