Früher™, als ich noch jung und knackig war, fotografierte ich mit einer analogen Yashica T4. Zwar habe ich diese Kamera zwischenzeitlich (und dummerweise kurz vor dem Zeitpunkt, an dem flanellbehemdete Hipster den ganzheitlichen Charme der analogen Fotografie für sich entdeckten und so den Gebrauchtwert analoger Kameras aufs x-fache ihrer ursprünglichen Preise katapultierten) verkauft, aber ihre Erzeugnisse existieren noch immer und zwar Kistenweise. Diese Fotos sind vermutlich weder besonders künstlerisch wertvoll noch technisch sehr hochwertig, dafür aber von hohem emotionalen Wert, weil sie Schule, Klassenfahrten, Bundeswehr, usw. zeigen. Und deswegen möchte ich diese Dias ins digitale Zeitalter holen.
Es gibt viele Optionen, wie man Dias digitalisieren kann. Allerdings scheiden die meisten aus Kosten- und Praktikabilitätsgründen aus. Professionelle Dia-Scanner mit Magazin-Einzug sind sehr teuer wenn man sie sich kauft bzw. eine Woche lang mietet. Ganz davon abgesehen, habe ich auch keine Lust eine Woche lang nur Dias zu scannen. Günstige Scanner sind (höret die Kunde!) bezahlbar, können aber nur ein Dia auf einmal verarbeiten, erfordern somit ständiges „nachlegen“ und kosten vermutlich mehr Nerven als sie Geld sparen. An einen Dienstleister verschicken ist ebenso teuer und — ganz ehrlich — ich will das auch nicht. Bleibt also im wesentlichen das Abfotografieren der Dias mit einer Kamera und einem Makro-Objektiv.
Ich habe aber kein Makro-Objektiv. Und ich will mir auch keines kaufen. Dafür habe ich aber schon seit längerem sog. Makro Tubes. Wem das nichts sagt: Makro Tubes sind im Grunde genommen Distanzstücke aus Plastik mit elektronischen Anschlüssen, mit denen das Objektiv weiter weg vom Sensor als gewöhnlich an der Kamera befestigt werden kann. Dadurch verschiebt sich die Naheinstellgrenze des Objektivs drastisch in Richtung Kamera. Mit anderen Worten: man kann mit den Tubes kleine Dinge wesentlich größer aufnehmen als ohne. Und das auch noch für einen unschlagbaren Preis: meine Tubes kosteten bei „Onkel Jeffs kleinem Online-Shop“ unter 20 EUR.
Etwas herumexperimentieren mit verfügbaren Kameras und Objektiven hat ergeben, dass meine Sony a5100 mit dem winzigen 16-55mm Kitobjektiv nahe genug an ein Dia heran kommt, um dieses in nahezu voller Größe auf den 24 Megapixel Sensor zu bannen. Phantastisch, das hätte ich nicht erwartet. Das ist vermutlich mehr Auflösung als das was Dia-Film oder Yashica-Linse hergeben.
Perfektionisten kaufen oder bauen sich einen Repro-Stand mit dem die Kamera genauestens und bis ins nächste Jahrzehnt bewegungsfrei justiert werden kann. Mache ich nicht. Mein normales Stativ ist als improvisierter Repro-Stand gut genug, zumal das Setup aus Sony und Kitobjektiv weit weniger als das wiegt, was das Stativ zuverlässig und über einen längeren Zeitraum hinweg bewegungsarm™ halten kann. Nach zwei Minuten Herumprobieren, Basteln und grobem Justieren bin ich bei dem folgenden Setup gelandet:
Last not least stellt sich die Frage: wie durchleuchtet man das Dia. In meinem ersten Versuch habe ich einfach das Display meines iPhones genutzt, welches ein weißes Bild zeigte. Das funktionierte überraschend gut. Wie erwartet, sieht man im abfotografierten Dia trotz Retina Display deutliche Muster, die durch die einzelnen Pixel entstehen. Erfreulicherweise sind die Farben aber gar nicht mal so furchtbar wie erwartet. Viele Tutorials, Videos, usw. zum Thema prognostizieren gar Apokalyptisches, wenn man keine farbtreue Lichtquelle mit CRI 95 oder besser nutzt. Well, … Mit automatischen Belichtungskorrekturen und automatischem Weißabgleich erhielt ich den folgenden Scan eines 25 Jahre alten Dias, welches lt. einer uralten Excel-Tabelle den Bodensee zeigen sollte. Nun ja.
Da ich jetzt weiß, dass mein Setup prinzipiell halbwegs sinnvoll funktioniert, habe ich mir eben noch ein Leuchttischchen (selbstredend keines mit CRI >95) bestellt und experimentiere weiter, sobald dieses ankommt.
Update folgt. Weiter zu Teil 2!
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