(Diesen Artikel habe letztes Jahr in einem anderen Blog gepostet und nun hier importiert.)
Nach der verregneten und kalten Reise durch Norwegen im Juli musste unbedingt der Sommer durch einen Urlaub in südlich-warmen Gefilden verlängert werden. Aber nochmals durch die Gegend fliegen wollten wir aus verschiedenen Gründen – angefangen beim Klima bis hin zu dem immer gleich ätzenden Chaos auf Flughäfen – nicht. Also blieben nur die Bahn – auch chaotisch – oder das Auto als Fortbewegungsmittel, was die Suche nach einer Urlaubsdestination schon sehr einengte.
Da es uns nach 14 Jahren Exil in München noch nicht an den Gardasee verschlagen hatte, wurde dieses Ziel auserkoren. So buchten wir recht spontan eine Unterkunft in Torbole im Norden des Sees, welche wir aber wieder stornierten. Nach einer gründlichen Sondierung des Terrains kam mir nämlich Torbole aufgrund seiner eingekesselten Lage zwischen Bergen und See als Standort für Ausflüge in die Umgebung als eher schlecht vor. Wandern kann man dort bestimmt klasse, aber danach stand uns nicht der Sinn.
Bei näherer Betrachtung erschien die östliche Küste im Süden des Sees weitaus opportuner. Hier sind die Berge meist nur noch bessere Hügel, es gibt daher neben dem See mehr Platz, und auch Ziele wie Verona oder Venedig liegen einfach 50 Kilometer näher als vom Torbole. Der Zufall führte uns schließlich nach Bardolino – den Namen kennt man aus dem Weinregal – weil wir schlicht und einfach das Hotel buchten, das auf unsere Anfrage per Mail am freundlichsten antwortete. Diese Entscheidung erwies sich als goldrichtig, da sowohl das Hotel als auch Bardolino ein Volltreffer waren.
Ich will jetzt noch ein paar Erfahrungen aufschreiben, die v.a. den ÖPNV da unten betreffen. Ich habe irgendwann festgestellt, dass mich die Autofahrerei im Urlaub einfach nur anätzt. Daher habe ich das Auto – bis auf ein Mal – auf dem Hotelparkplatz stehen gelassen.
Busfahren
Der große Vorteil der Busfahrerei ist sicherlich, dass man sich a) nicht mit den wahnsinnigen italienischen Autofahrern herumärgern muss und b) keinen Parkplatz für das Auto suchen muss. Die sind auch oft recht teuer – drei Stunden Parken können schnell 8 Euro und mehr kosten können. Und last not least kannst du halt nicht Nachmittags gemütlich am Ufer des Sees sitzend ein Gläschen Wein trinken, wenn du das depperte Auto dabei hast.
Der Nachteil ist, dass die Busse verhältnismäßig langsam und auch etwas unzuverlässig sind. Von Bardolino nach Malcesine ist man gut 70 Minuten unterwegs – man bewältigt dabei aber auch knappe 50km Strecke. Da Busse oft noch viel größere Distanzen überbrücken, z.B. fährt ein Bus von Verona bis hoch ans Nordufer des Sees, können sich viele kurze Verzögerungen zu kapitalen Verspätungen aufsummieren. Daher sollte man Umstiege auf andere Verkehrsmittel auch wohl planen oder vermeiden. Auch gibt es insb. am Wochenende ziemliche Versorgungslücken. So kann es passieren, dass man zwei Stunden in einem Ort festsitzt. Außerdem fahren die Busse in der Nebensaison Abends auch früh nicht mehr.
Das Busunternehmen, das das östliche Ufer des Sees bedient ist dieses hier: https://www.atv.verona.it/DE/Fahrplane_und_Linien_Verona. Im Westen gibt es ein anderes, welches von Brescia aus operiert: https://brescia.arriva.it/en/.
Zugfahren
Von Bardolino gesehen ist der nächste Bahnhof in Peschiera de Garda. Von dort kann man entweder von/nach Deutschland an/abreisen oder aber nach Venedig fahren. Und genau nach Venedig wollten wir einmal fahren, weil Venedig geht halt irgendwie immer und auch immer wieder. Aufgrund der Bussituation sind wir aber mit dem Auto nach Peschiera gefahren, haben es auf dem fair bepreisten Parkplatz direkt am Bahnhof abgestellt, und sind dann mit dem Zug weiter gefahren. Das kann ich nur empfehlen…
Schifffahrt
Auf dem Gardasee fahren Schiffe für Personen und Autos. Die Personenschiffe sind zahlreich und verbinden die wichtigsten Städte am See. Zudem stehen zwei Fähren zur Verfügung, mit denen man den See im oberen und unteren Drittel auch mit dem Auto queren kann. In der Nebensaison gilt leider ein reduzierter Fahrplan, welcher aber noch immer OK ist. Ende Oktober ist aber Schluss! Das Preismodell der Personenschiffe ist ein bisschen merkwürdig; manche (lange) Strecken erscheinen verblüffend günstig, andere (kurze) Strecken sind gefühlt eher teuer. Aber sei’s drum: Die Schiffe sind sicherlich eine schöne Möglichkeit, um von A nach B zu gelangen.
Den Fahrplan kann man hier abrufen: https://www.navigazionelaghi.it/?utm_medium=Textlink&utm_source=gardasee.de&utm_campaign=Schiffsfahrplan-gardasee.de.
Photos
Last not least einige Photos, die bei den Ausflügen in die Umgebung entstanden sind.
Riva del Garda
Riva liegt im Norden des Sees. Ich habe die Stadt als recht mondän und groß empfunden.
Limone sul Garda
Limone presst sich in den schmalen Bereich zwischen Bergen und dem nordwestlichen Ufer des Sees. In Limone dreht sich – dem Namen entsprechend – alles um die Zitrone. Sehr hübsch ist es dort, aber auch relativ voll.
Bardolino
Bardolino ist klein. Die Altstadt besteht aus vielleicht 15, 20 Straßen die vollgestopft mit gepflegten Restaurants und hübschen Läden mit eher hochwertigen Klamotten sind. Überhaupt wirkt das Städtchen blitzblank. Und unser Hotel stand da mittendrin. Keine 50 Meter entfernt liegt der Anleger für die Personenschiffe, mit denen man quer über den See kurven kann. Vielleicht 300 Meter hinter dem Hotel liegt eine Bushaltestelle, von der man das ganze Ostufer des Sees recht bequem bereisen bzw. nach Verona fahren kann. Und abends braucht man maximal zwei Minuten ins Restaurant und vielleicht drei zurück, falls es etwas mehr Wein war.
Sirmione
Sirmione liegt auf einer Landspitze die in den südlichen Gardasee hinein ragt. Wer jemals z.B. von Mallorca nach München geflogen ist, schwebt irgendwann über den Gardasee. Wer dabei nach rechts aus dem Fenster sieht, hat die Stadt bestimmt aufgrund der charakteristischen Lage aus der Luft bemerkt…
Sirmione ist auch sehr sehr voll und die vielleicht touristischste Stadt am See. Sirmione ist gut per Boot erreichbar. Von Bardolino fährt keines direkt hin, man muss in Garda umsteigen. Alternativ kann man die schöne Uferpromenade nach Garda entlang spazieren und dann das Boot nehmen. Zurück nach Bardolino kommt man direkt.
Peschiera de Garda
Peschiera ist – um ehrlich zu sein – nicht sonderlich schön. Der Kern der Altstadt liegt auf einer Art Insel im See und ist in wenigen Minuten erkundet. Auch war Peschiera – verglichen zu anderen Orten am See – sizilianisch dreckig.
Venedig
Venedig liegt zwar nicht am Gardasee, ist aber von dort aus recht gut mit dem Zug ab Peschiera erreichbar. Was ich immer wieder lustig finde: viele glauben Venedig stinkt dank der Kanäle wie ein Mülleimer. Nein, tut es normalerweise nicht.
Uferpromenade nördlich von Garda
Von Garda selbst haben es keine Bilder in die Sammlung geschafft – es gibt schönere Städtchen – aber die Seepromenade ist sehr nett. Geht man nach Norden erreicht man nach 3km eine kleine Landspitze auf der ein Restaurant liegt. Geht man nach Süden erreicht man nach 3km Bardolino.
Verona
Verona – wieder nicht am See gelegen – ist eigentlich eine tolle Stadt. Aufgrund eines Weinfests war sie aber völlig überlaufen und der Besuch war daher etwas nervig. Aber selbst dann war Verona einen Ausflug wert.
Malcesine
Malcesine ist vielleicht das schönste Städtchen am See. Da es im Norden des Sees liegt, ist es etwas in die Berglandschaft integriert und man läuft bergauf und bergab bei der Besichtigungstour.
Fazit
Der Gardasee ist – in der Nebensaison – ein super Ziel für einen gemütlichen Urlaub. Ich habe die Woche dort als super erholsam und angenehm empfunden. Ich vermute, dass dieser Urlaub so oder so ähnlich irgendwann wiederholt werden wird.
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